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BRUS Günter

Günter Brus gilt als Pionier der Body Art, als derjenige, der den Körper als ausschließliches Ausdrucksmedium in die Kunst eingeführt hat.

Gemeinsam mit seinem Studienkollegen Alfons Schilling fährt Brus 1960 nach Mallorca, wo er Arbeiten des abstrakten Expressionismus kennenlernt. Die explosive Energie des Informel eröffnet ihm eine Perspektive, die starren Konventionen und den engen Rahmen der Tafelmalerei zu sprengen. Er will das Zentrum der Malerei ausschalten und Bilder malen, die manifestiertes „Stampfen, Schreien und Pfauchen“ sind.

Im Zuge der Reflexion des körperintensiven Malprozesses kommt es zur entscheidenden Akzentverschiebung vom fertiggestellten Objekt zum ephemeren Geschehen im Raum, das schließlich mit Foto und Film dokumentiert wird. Für seine erste Aktion ANA bemalt Brus 1964 den gesamten Raum und alle Gegenstände weiß und erweitert die klassische Leinwand ins Dreidimensionale. In der Absicht, ein Tableau vivant herzustellen, malt er sukzessive zuerst die Gegenstände, dann das Modell und schließlich sich selbst schwarz an. Peter Weibel hat diese Entwicklung von der Aktionsmalerei zur Aktion konzise auf den Punkt gebracht: „Aktion auf der Leinwand, Aktion vor der Leinwand, Aktion ohne Leinwand.“

Im Informel findet sich der Körper noch als sinnlich-dynamische Spur auf der Leinwand, in der Selbstbemalung werden Körper und Gemälde eins. Der weiße Kopf des Künstlers vor weißem Hintergrund wird von einer schwarzen Linie geteilt und mit scharfen Gegenständen wie Messer, Degen, Axt und Schere konfrontiert. Die zuckende Linie symbolisiert die Verletzung, den Schnitt, die Wunde, das Aufbrechen des Selbst. Am 5. Juli 1965 geht Brus weiß bemalt und mit jenem schwarzen, zuckenden Strich gleichsam längs geteilt als lebendes Bild vom Heldenplatz in Richtung Stephansplatz.

Im Lauf des Jahres 1967 entwickelt Brus sein Konzept der „Körperanalysen“, bei dem er elementare existenzielle Erfahrungen thematisiert. Brus verzichtet auf jegliches künstlerisches Material und agiert ausschließlich mit seinem Körper und dessen Funktionen: „Mein Körper ist die Absicht, mein Körper ist das Ereignis, mein Körper ist das Ergebnis.“

Am 7. Juni 1968 führt er im Hörsaal 1 der Wiener Universität im Rahmen der Veranstaltung „Kunst und Revolution“ eine seiner Körperanalysen durch. Es kommt zum Skandal und zur Anklage.

Nach Aufforderung von Gerhard Rühm flieht er mit seiner Frau Anna und der zweijährigen Tochter Diana unverzüglich nach Berlin. In Deutschland führt er mit der Zerreißprobe 1970 in München seine letzte Aktion durch und überwindet die Selbstverletzung des Körpers, doch hält eine körperorientierte, autoaggressive Motivwelt Einzug in sein zeichnerisches Werk. Das Ende seiner performativen Phase führt ihn zurück ins Medium der Zeichnung, oder wie Brus es 1975 selbst zum Ausdruck brachte: „Der Strich gilt für den Schnitt ins Herz. Deshalb ist Zeichnen Geburt aus der Auslöschung.“

In den 1970er-Jahren kombiniert Brus seine Zeichnungen mit seinem literarischen Schaffen und prägt damit den Begriff der „Bild-Dichtung“, womit keine bloße Illustration gemeint ist, sondern ein Aufeinandertreffen von Bildhaftem und Textlichem, ohne aber zwangsläufig eine gegenseitige Abhängigkeit zu bedingen. Mit der Bild-Dichtung hat Brus jene poetische Sphäre gefunden, in der er seit 40 Jahren medienübergreifend arbeitet.

Textauszug BRUSEUM, Neue Galerie Graz

Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

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Günter Brus gilt als Pionier der Body Art, als derjenige, der den Körper als ausschließliches Ausdrucksmedium in die Kunst eingeführt hat.

Gemeinsam mit seinem Studienkollegen Alfons Schilling fährt Brus 1960 nach Mallorca, wo er Arbeiten des abstrakten Expressionismus kennenlernt. Die explosive Energie des Informel eröffnet ihm eine Perspektive, die starren Konventionen und den engen Rahmen der Tafelmalerei zu sprengen. Er will das Zentrum der Malerei ausschalten und Bilder malen, die manifestiertes „Stampfen, Schreien und Pfauchen“ sind.

Im Zuge der Reflexion des körperintensiven Malprozesses kommt es zur entscheidenden Akzentverschiebung vom fertiggestellten Objekt zum ephemeren Geschehen im Raum, das schließlich mit Foto und Film dokumentiert wird. Für seine erste Aktion ANA bemalt Brus 1964 den gesamten Raum und alle Gegenstände weiß und erweitert die klassische Leinwand ins Dreidimensionale. In der Absicht, ein Tableau vivant herzustellen, malt er sukzessive zuerst die Gegenstände, dann das Modell und schließlich sich selbst schwarz an. Peter Weibel hat diese Entwicklung von der Aktionsmalerei zur Aktion konzise auf den Punkt gebracht: „Aktion auf der Leinwand, Aktion vor der Leinwand, Aktion ohne Leinwand.“

Im Informel findet sich der Körper noch als sinnlich-dynamische Spur auf der Leinwand, in der Selbstbemalung werden Körper und Gemälde eins. Der weiße Kopf des Künstlers vor weißem Hintergrund wird von einer schwarzen Linie geteilt und mit scharfen Gegenständen wie Messer, Degen, Axt und Schere konfrontiert. Die zuckende Linie symbolisiert die Verletzung, den Schnitt, die Wunde, das Aufbrechen des Selbst. Am 5. Juli 1965 geht Brus weiß bemalt und mit jenem schwarzen, zuckenden Strich gleichsam längs geteilt als lebendes Bild vom Heldenplatz in Richtung Stephansplatz.

Im Lauf des Jahres 1967 entwickelt Brus sein Konzept der „Körperanalysen“, bei dem er elementare existenzielle Erfahrungen thematisiert. Brus verzichtet auf jegliches künstlerisches Material und agiert ausschließlich mit seinem Körper und dessen Funktionen: „Mein Körper ist die Absicht, mein Körper ist das Ereignis, mein Körper ist das Ergebnis.“

Am 7. Juni 1968 führt er im Hörsaal 1 der Wiener Universität im Rahmen der Veranstaltung „Kunst und Revolution“ eine seiner Körperanalysen durch. Es kommt zum Skandal und zur Anklage.

Nach Aufforderung von Gerhard Rühm flieht er mit seiner Frau Anna und der zweijährigen Tochter Diana unverzüglich nach Berlin. In Deutschland führt er mit der Zerreißprobe 1970 in München seine letzte Aktion durch und überwindet die Selbstverletzung des Körpers, doch hält eine körperorientierte, autoaggressive Motivwelt Einzug in sein zeichnerisches Werk. Das Ende seiner performativen Phase führt ihn zurück ins Medium der Zeichnung, oder wie Brus es 1975 selbst zum Ausdruck brachte: „Der Strich gilt für den Schnitt ins Herz. Deshalb ist Zeichnen Geburt aus der Auslöschung.“

In den 1970er-Jahren kombiniert Brus seine Zeichnungen mit seinem literarischen Schaffen und prägt damit den Begriff der „Bild-Dichtung“, womit keine bloße Illustration gemeint ist, sondern ein Aufeinandertreffen von Bildhaftem und Textlichem, ohne aber zwangsläufig eine gegenseitige Abhängigkeit zu bedingen. Mit der Bild-Dichtung hat Brus jene poetische Sphäre gefunden, in der er seit 40 Jahren medienübergreifend arbeitet.

Textauszug BRUSEUM, Neue Galerie Graz

Werke von BRUS Günter:

Originalgrafik

Entwurfszeichnung für das Schauspielhaus Graz

Entwurfszeichnung für das Schauspielhaus Graz

Entwurfszeichnung für das Schauspielhaus Graz

Entwurfszeichnung für das Schauspielhaus Graz

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