Wolfgang Temmel, *1953, lebt in Wies/Steiermark. Seit 1980 ist er mit seinen visuellen und auditiven Arbeiten in Ausstellungen und auf Festivals vertreten (u. a. Ars Electronica, Linz; steirischer herbst, Graz; Wiener Festwochen; Banff Center of the Arts, Canada; ORF-Kunstradio, Grafische Sammlung Albertina, Wien).
Angesicht der Multiplizität der Stile, des obligaten Eklektizismus erscheint die Frage, worin ein Künstler künstlerisch Halt finde, heute ein wenig müßig. Im Fall von Wolfgang Temmel, der schon zu Beginn, in den 1970er Jahren, die Malerei, die er studiert hat, einer medialen "Disziplinlosigkeit" untergeordnet hat, war die Frage als eine Frage nach der Kultur seiner Kunstausübung aber immer wieder gegenwärtig.
Ob Objektkunst, ob Malerei, Grafik, Fotografie, Installation, Video, Sound oder Musik – es handelt sich stets um ein Arbeiten mit und vermittels Medien, nicht in und aus den Medien heraus. Deren Gebrauch folgt zuallererst dem Primat des Denkens über die Dinge und der Idee, der "Welt- bzw. Wirklichkeitsbefragung". Dass Medien Respekt gegenüber ihrer Eigenart – Medienadäquatheit – einfordern, ist Teil ihrer Natur. Dieser ist nicht zuletzt auch die sinnliche Zugänglichkeit geschuldet.
Eine Arbeit wie Nordkoreanische Landschaften (2015) – 50 (à 40x40 cm große) nach der Natur von Google Earth gemalte Bilder – wäre anders als gemalt in ihrem gegebenen Erkenntniszusammenhang schwer vorstellbar. Es bedurfte des medialen Transfers (als Teil des Kunstprojektes) der Satellitenbildfotografie in die "anachronistische" Malerei, um die Natur der Vor-Bilder (deren Politik, Prävalenz etc.) mit ins Bild zu nehmen; andernfalls wäre das Vorgehen medial affirmativ geblieben.
Dieses Prinzip des medienadäquaten Verfahrens verdeutlicht sich beispielweise schon in solchen frühen Arbeiten wie Spiegeltisch (1975 – 78).
Unter den jüngeren Arbeiten wären als methodische Referenz für Temmels Herangehens- und Arbeitsweise neben den oben erwähnten Nordkoreanischen Landschaften die Zyklen Art Jokes (2010) und Herbarien (2018) zu nennen.
Einen beträchtlichen Teil in Temmels Œuvre besetzen Audiokunst- und Musik-Projekte wie Bonsai Garden Orchestra (2008), Lenin‘s Wheelchair (2012) und Clarence Wolof & The Passengers (2020).
Heimo Ranzenbacher, 2022 (Textauszug)
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Wolfgang Temmel, *1953, lebt in Wies/Steiermark. Seit 1980 ist er mit seinen visuellen und auditiven Arbeiten in Ausstellungen und auf Festivals vertreten (u. a. Ars Electronica, Linz; steirischer herbst, Graz; Wiener Festwochen; Banff Center of the Arts, Canada; ORF-Kunstradio, Grafische Sammlung Albertina, Wien).
Angesicht der Multiplizität der Stile, des obligaten Eklektizismus erscheint die Frage, worin ein Künstler künstlerisch Halt finde, heute ein wenig müßig. Im Fall von Wolfgang Temmel, der schon zu Beginn, in den 1970er Jahren, die Malerei, die er studiert hat, einer medialen "Disziplinlosigkeit" untergeordnet hat, war die Frage als eine Frage nach der Kultur seiner Kunstausübung aber immer wieder gegenwärtig.
Ob Objektkunst, ob Malerei, Grafik, Fotografie, Installation, Video, Sound oder Musik – es handelt sich stets um ein Arbeiten mit und vermittels Medien, nicht in und aus den Medien heraus. Deren Gebrauch folgt zuallererst dem Primat des Denkens über die Dinge und der Idee, der "Welt- bzw. Wirklichkeitsbefragung". Dass Medien Respekt gegenüber ihrer Eigenart – Medienadäquatheit – einfordern, ist Teil ihrer Natur. Dieser ist nicht zuletzt auch die sinnliche Zugänglichkeit geschuldet.
Eine Arbeit wie Nordkoreanische Landschaften (2015) – 50 (à 40x40 cm große) nach der Natur von Google Earth gemalte Bilder – wäre anders als gemalt in ihrem gegebenen Erkenntniszusammenhang schwer vorstellbar. Es bedurfte des medialen Transfers (als Teil des Kunstprojektes) der Satellitenbildfotografie in die "anachronistische" Malerei, um die Natur der Vor-Bilder (deren Politik, Prävalenz etc.) mit ins Bild zu nehmen; andernfalls wäre das Vorgehen medial affirmativ geblieben.
Dieses Prinzip des medienadäquaten Verfahrens verdeutlicht sich beispielweise schon in solchen frühen Arbeiten wie Spiegeltisch (1975 – 78).
Unter den jüngeren Arbeiten wären als methodische Referenz für Temmels Herangehens- und Arbeitsweise neben den oben erwähnten Nordkoreanischen Landschaften die Zyklen Art Jokes (2010) und Herbarien (2018) zu nennen.
Einen beträchtlichen Teil in Temmels Œuvre besetzen Audiokunst- und Musik-Projekte wie Bonsai Garden Orchestra (2008), Lenin‘s Wheelchair (2012) und Clarence Wolof & The Passengers (2020).
Heimo Ranzenbacher, 2022 (Textauszug)