„Grenzverschiebungen“: Über die Kunst Werner Schimpls
Wenn man ein bestimmendes und leitendes Motiv für die künstlerische Arbeit Werner Schimpls benennen wollte, müsste man wohl auf die Begriffe der Grenze bzw. der Grenzverschiebungen verweisen. Thematisch wie auch die Wahl der Darstellungstechniken, d. h. die medialen Mittel des Wahrnehmens, des „Sehens“ und Darstellens, also der materiellen und visuellen Manifestation – auch in Form installativer Inszenierungen – „provozieren“ meist mediale, kulturelle, soziale und auch juristische Grenzen und Tabuierungen, um „verborgene“ Ebenen (z. B. Kontrollmechanismen hinter scheinbaren Freiheiten, Unsichtbares unter der Oberfläche des Sichtbaren etc.) durch oft nur „minimale“ Grenzverschiebungen bewusst zu machen.
Selbst das Medium unserer visuellen Wahrnehmung – Licht –, das wir im Akt des Sehens ja selbst nicht sehen, wird aber von Werner Schimpl sichtbar gemacht. In zahlreichen Arbeiten beschäftigte sich Werner Schimpl mit der Sichtbarmachung jener medialen Mechanismen, die Sichtbarkeiten erst ermöglichen – vom „gewöhnlichen“ Licht bis hin zur Röntgenstrahlung! (Aber selbst mit dem Einsatz der Röntgenstrahlung als Medium der Sichtbarmachung „provozierte“ er die gesetzliche „Grenze“ (Grenzwerte) der radioaktiven Strahlung! Ebenso überschritt er in einem aktuellen Kunstprojekt scheinbar die gesetzliche Grenze zur Benutzung eines bestimmten Materials).
Für Werner Schimpl ist es eine immanente Funktion der Kunst, kritische Modelle gegenüber bestehenden Verhältnissen und Grenzziehungen zu gestalten, auch in dem Sinne, dass diese grundlegende Freiheit der Kunst – nämlich ihre Freiheit (wenn nicht Verpflichtung!) zur Kritik – heute (wieder) von so mancher Seite aus in populistischer Manier unverfroren angegriffen wird. Nach nunmehr einigen Jahrzehnten obskurer konservativer Strömungen überrascht es nicht, dass so manche Freiheit, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts errungen worden war, heute wieder eingeschränkt wird oder gar „verboten“ ist! Für Werner Schimpl muss diesen reaktiven Tendenzen durch Kunst Widerstand entgegengesetzt werden – durch eine experimentelle, kritische Kunst, die es auch wagt, so manche Grenzziehung zu verschieben!
Erwin Fiala, 2022 (Textauszug)
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„Grenzverschiebungen“: Über die Kunst Werner Schimpls
Wenn man ein bestimmendes und leitendes Motiv für die künstlerische Arbeit Werner Schimpls benennen wollte, müsste man wohl auf die Begriffe der Grenze bzw. der Grenzverschiebungen verweisen. Thematisch wie auch die Wahl der Darstellungstechniken, d. h. die medialen Mittel des Wahrnehmens, des „Sehens“ und Darstellens, also der materiellen und visuellen Manifestation – auch in Form installativer Inszenierungen – „provozieren“ meist mediale, kulturelle, soziale und auch juristische Grenzen und Tabuierungen, um „verborgene“ Ebenen (z. B. Kontrollmechanismen hinter scheinbaren Freiheiten, Unsichtbares unter der Oberfläche des Sichtbaren etc.) durch oft nur „minimale“ Grenzverschiebungen bewusst zu machen.
Selbst das Medium unserer visuellen Wahrnehmung – Licht –, das wir im Akt des Sehens ja selbst nicht sehen, wird aber von Werner Schimpl sichtbar gemacht. In zahlreichen Arbeiten beschäftigte sich Werner Schimpl mit der Sichtbarmachung jener medialen Mechanismen, die Sichtbarkeiten erst ermöglichen – vom „gewöhnlichen“ Licht bis hin zur Röntgenstrahlung! (Aber selbst mit dem Einsatz der Röntgenstrahlung als Medium der Sichtbarmachung „provozierte“ er die gesetzliche „Grenze“ (Grenzwerte) der radioaktiven Strahlung! Ebenso überschritt er in einem aktuellen Kunstprojekt scheinbar die gesetzliche Grenze zur Benutzung eines bestimmten Materials).
Für Werner Schimpl ist es eine immanente Funktion der Kunst, kritische Modelle gegenüber bestehenden Verhältnissen und Grenzziehungen zu gestalten, auch in dem Sinne, dass diese grundlegende Freiheit der Kunst – nämlich ihre Freiheit (wenn nicht Verpflichtung!) zur Kritik – heute (wieder) von so mancher Seite aus in populistischer Manier unverfroren angegriffen wird. Nach nunmehr einigen Jahrzehnten obskurer konservativer Strömungen überrascht es nicht, dass so manche Freiheit, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts errungen worden war, heute wieder eingeschränkt wird oder gar „verboten“ ist! Für Werner Schimpl muss diesen reaktiven Tendenzen durch Kunst Widerstand entgegengesetzt werden – durch eine experimentelle, kritische Kunst, die es auch wagt, so manche Grenzziehung zu verschieben!
Erwin Fiala, 2022 (Textauszug)
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