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|3| zweintopf - ohne Titel (2)

Abschreiben – das heißt doch: Sich einen Text, einen Gedanken, oder hier: ein Gespräch einzuverleiben. Und zwar deshalb, weil Sinnerfassung nicht einfach ein chemischer Prozess im Hirn ist, sondern ein ganz-leibliches Phänomen. Frankenbergers Abschreiben baut auf Einverleibung der gedanklichen Leistungen anderer – seine Handschrift steht hier stellvertretend für den unglaublichen Innovationsgeist, die er und seine Gruppe für „Kunst-und-Leben-miteinander“ ausgerichtet haben: Was diesbezüglich geleistet wurde, kann man im engeren Sinne nicht „sammeln“. Weil es eine große soziale Plastik ist, die hier über Jahrzehnte ausgerichtet wurde. Es ist nicht von ungefähr, dass das Künstlerpaar zweintopf vor ein paar Tagen einen leeren Bildstock, den Frankenberger vor Jahrzehnten als spirituelle Linie gegen ein Schnellstraßenprojekt errichtet hatte, in unmittelbarer Umgebung seines Hauses in der Nähe von Feldbach aufgebaut hat. Dort, im leeren Bildstock, wird die Leere zelebriert – und mit dem kleinen Architekturstück doch daran erinnert, das in den Nischen vielleicht einmal etwas war. Man kann dieses Etwas auslöschen, ruinieren, vergessen oder eben genau damit auch erinnern. Oder man kann dieses Etwas auch abwehren: zweintopfs eigener „Beitrag“, den ich für diese kuratorische Erzählung ausgewählt habe, ist schlicht eine Holztafel, auf dessen Fläche ein durchgehendes Taubengitter montiert ist: Wehe der Taube – oder dem Geist – der hier sich niederzusetzen wagt! Dabei würde, ja müsste sich gerade am Geist viel entscheiden; geht es doch darum, ein Bild der Zukunft zu entwerfen, auf das hin man leben könnte. Ohne dieses kann doch keine Wahl gewonnen werden, mit der man in der Folge gestalterisch eingreifen kann.

 

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